Vorstand der Fördergemeinschaft Theologisches

Stellungnahme zu den Vorwürfen David Bergers Ein fataler Bruch in der Lebensgeschichte

Ende November des vergangenen Jahres veröffentlichte der ehemalige Herausgeber der Zeitschrift „Theologisches“, Dr. David Berger, ein Buch unter dem Titel „Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“ (1). Berger fordert von der Kirche, ihre Haltung gegenüber der Homosexualität zu revidieren und wirft ihr einen „heiligen Schein“ vor: sie lehne zwar sexuell ausgelebte Gleichgeschlechtlichkeit ab, aber ein großer Teil des Klerus sei selbst homosexuell und kämpfe gegen eine Wirklichkeit, die ihn selbst innerlich bedränge. Der Autor nennt hier frei erfundene Zahlen, und projiziert den von ihm selbst lange Zeit gelebten „heiligen Schein“ auf andere Menschen. Zahlreiche Personen und Ereignisse erscheinen dabei wie in einem Zerrspiegel. Erinnern mag man sich hier an eine Beobachtung von Viktor Frankl: „Ein Auge, das sich selber sieht, ist krank“ (2). Zwischen dem, was Berger vor dem April 2010 veröffentlicht hat, und dem im November erschienenen Buch liegen Welten. In seinen zahlreichen früheren Publikationen fand sich nicht einmal eine Andeutung einer Kritik an der verbindlichen Glaubenslehre oder Moral der Kirche und schon gar keine Schmähung des Papstes – jetzt erfolgt ein allgemeiner Rundumschlag. Vor diesem Bruch hat er sich um eine Syntonie mit der Kirche bemüht, während er nun allen kirchenfeindlichen Massenmedien um den Hals fällt und mit einer intellektuellen Abdankung sondergleichen fast sämtliche nur denkbaren Vorurteile bedient. Er polemisiert beispielsweise gegen den Glaubensartikel von der Heiligkeit der Kirche (S. 12), wendet sich gegen die (obendrein noch falsch dargestellte) Unfehlbarkeit des Papstes (S. 30f, 58, 284, 292), lobt die „fortschrittliche“ Haltung der Freimaurerei (S. 98), lehnt das Gebet um die Bekehrung der Juden ab (S. 164) und kritisiert an einer Internetseite (kath.net), dass sie entschieden vorgehe gegen den „gesetzlich erlaubten Schwangerschaftsabbruch“ (S. 211; NB: die Abtreibung ist in der Bundesrepublik Deutschland keineswegs gesetzlich erlaubt, sondern unter bestimmten Umständen straffrei). In die Darstellung von Personen und Ereignissen mischt er eine Fülle von verdächtigenden Anspielungen. Das bezieht sich auf überzogene, wertende Adjektive, wie z.B. „erzkonservativ“; das betrifft Personen, die ihn gefördert und unterstützt haben, die er aber jetzt wegen menschlicher Eigenarten niedermacht oder bloßstellt. Damit bewegt er sich außerhalb unserer Zivilisation und demontiert seinen eigenen Ruf. Überraschend sind nicht zuletzt die zahlreichen Seitenhiebe auf den Heiligen Vater. Der "heilige Schein" als Lebensbild Bergers Es würde zu weit führen, auf die unzähligen Verunglimpfungen und falschen Darstellungen näher einzugehen (3). Prüfen wir hier nur einige Behauptungen, welche die Fördergemeinschaft „Theologisches“ näher betreffen. Berger behauptet, das „Verhältnis der Kleriker untereinander und zu den ihnen anvertrauten Gläubigen“ stehe „unter dem Vorzeichen der Lüge, die die theologische Tradition als die Mutter aller Sünden bezeichnet“ (S. 201). Dabei gibt er selbst zu, dass sein eigener Lebenswandel und insbesondere sein Verhältnis zur Fördergemeinschaft „Theologisches“ von Lüge und Verstellung geprägt worden ist. Er berichtet, dass er seit 1990 mit einem anderen Mann durch ein „Treueversprechen für ein zukünftiges gemeinsames Leben“ verbunden ist, das er selbst im gleichen Atemzug mit der Ehe vergleicht (S. 21). Mit ihm teilt er seit Jahren das Schlafzimmer (S. 159), hat ihn aber als „Cousin“ ausgegeben (S. 131, 159). Noch in seinem Gespräch mit zwei Vertretern des Vorstandes der Fördergemeinschaft am 11. Juni 2009 hat Berger beteuert, bezüglich des Themas der Homosexualität teile er die Haltung der Kirche. Wir haben seinen Beteuerungen geglaubt und uns von der Sache her nach den Regeln gerichtet, die John Henry Newman für eine universal geltende Menschlichkeit beschreibt (als Ideal des „gentleman“): „Er hütet sich ängstlich, seinen Gegnern bestimmte Beweggründe zu unterstellen, und legt alles zum besten aus. Er ist niemals kleinlich und gewöhnlich in seinen Streitgesprächen, nützt nie einen anderen zu seinem Vorteil aus, verwechselt niemals Beleidigungen und verletzende Worte mit Beweisen und macht keine üblen Andeutungen, wo er sich nicht frei auszusprechen wagt“ (4). Ob Berger in diesem Sinne ein „gentleman“ ist, mögen die Leser seines Buches selber beurteilen.

Eine "Ablehnung der Moderne"?

Der Autor hebt hervor, er sei Herausgeber „der wichtigsten konservativen theologischen Zeitschrift Deutschlands“ gewesen mit der stärksten Auflage (S. 23; vgl. 155). Über den Hinweis auf die Wichtigkeit freuen wir uns, würden ihn von uns aus aber nicht in den Raum zu stellen wagen. Unser „Markenzeichen“ ist im Übrigen nicht einfachhin „Konservativismus“, sondern die Treue zum katholischen Glauben, welche die Bewahrung der Überlieferung mit der Offenheit für die Herausforderungen der Gegenwart miteinander verbindet. Über die gegenwärtige Auflagenzahl vergleichbarer Zeitschriften haben wir keine sicheren Informationen, auch wenn wir uns über die Zahl unserer Abonnenten und Leser aufrichtig freuen. Was die Theologen der Fördergemeinschaft „Theologisches“ seit der Gründung der Zeitschrift im Jahre 1970 miteinander verbinde, so Berger, sei „ihr Antimodernismus bzw. ihre mehr oder weniger stark ausgeprägte Ablehnung einer Öffnung von Kirche und Theologie zur Moderne“ (S. 155). Insbesondere Prof. Dr. Johannes Bökmann, dem langjährigen Herausgeber von „Theologisches“ (1980-1998), wird eine „Abneigung gegen jegliche Öffnung von Kirche und Gesellschaft zur Moderne“ zugeschrieben (S. 157). Wenn das so stimmen sollte, mag man sich fragen, wieso sich Berger dann überhaupt sieben Jahre lang als Herausgeber für eine solche verschrobene „antimoderne“ Zeitschrift zur Verfügung gestellt hat. Dass die Mitglieder der Fördergemeinschaft die immanentistische Ideologie des Modernismus und deren gegenwärtige Neuauflagen ablehnen, nehmen sie gerne als Kompliment entgegen. Ihnen aber eine pauschale Ablehung der „Moderne“ zu unterstellen, ist blanker Unfug. Wer die Publikationen Bökmanns in die Hand nimmt, beispielsweise den von ihm herausgegebenen Sammelband „Befreiung vom objektiv Guten? … Zum Kampf um die christliche Wahrheit und Berufung ehelicher Liebe“ (Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt 1982), findet zweifellos eine klare Zurückweisung von Tendenzen, die den Glauben und die Moral der Kirche auflösen, aber diese Kritik wird argumentativ begründet, die Positionen der Gegner werden dargestellt, und es kommen auch neuere Ansätze zur Geltung, welche die Theologie im Sinne einer „Hermeneutik der Kontinuität“ vertiefen. Die ausgewogene Verbindung zwischen Überlieferung und theologischem Fortschritt ist vielleicht besonders gut sichtbar und einer breiten kirchlichen Öffentlichkeit bekannt im Lebenswerk von Leo Kardinal Scheffczyk. Ein weiteres Mitglied der Fördergemeinschaft, Walter Hoeres, wird nebenbei als „Frankfurter Adorno-Schüler“ gekennzeichnet (S. 155); - lässt wohl diese Herkunft eine dumpfe Ablehnung alles „Modernen“ erwarten?

Ist "Theologisches" "rechtsradikal"?

Entschieden weisen wir den Vorwurf zurück, der „Theologisches“ mit politisch rechtsradikalen Kreisen in Verbindung bringt. So behauptet Berger: „Unter der Herausgeberschaft von Monsignore Johannes Bökmann … begann man in den 90er Jahren, sich zunehmend bei rechtsradikalen Kreisen anzudienen, was zu einem deutlichen Absinken der Abonnentenzahl führte“ (S. 156). Er möge doch die angeblich „rechtsradikalen“ Beiträge (vgl. S. 167) näher benennen, dabei aber freilich nicht die Maßstäbe der Kommunisten anlegen, wonach schon Hinweise auf das Heimatrecht der Vertriebenen oder auf das Lebensrecht der Ungeborenen als extremistisch anzusehen sind. Ein „deutliches Absinken der Abonnentenzahl“ hat es im übrigen seit den 90er Jahren bei „Theologisches“ nicht gegeben. Einen deutlichen Einschnitt in der Auflagestärke gab es nach dem Tode von Monsignore Bökmann (1998), als der Versand der Zeitschrift grundlegend geändert wurde: sie ging fortan nur noch an Personen und Gemeinschaften, die ihr Interesse an der Zeitschrift bekundeten und dafür gegebenenfalls eine Spende leisteten. Einen deutlichen Rückgang zahlender Abonnenten hat es jedoch (trotz der Krisensituation für die katholische Presse in den letzten Jahrzehnten) nicht gegeben.

Besitzt "Theologisches" "Großfinanziers"?

Falsch ist auch die Behauptung, das (nicht stattgefundene) deutliche Absinken der Abonnentenzahl sei durch „zusätzliche Finanzspritzen des zahlungskräftigen Veranstalters der Herrenabende und anderer wohlhabender Mitglieder des Netzwerkes aufgefangen“ worden (S. 156). Der von Berger nicht namentlich genannte Veranstalter der privaten Vortragsverstaltungen hat zwar während der Herausgeberschaft von Monsignore Bökmann lobenswerterweise eine groß angelegte Tagung unterstützt, aber für die Zeitschrift „Theologisches“ selbst keine bedeutsamen „Finanzspritzen“ gegeben. Auch sonst entsprechen die Hinweise auf die finanzielle Situation nicht den überprüfbaren Tatsachen. Berger erwähnt das Gespräch mit einem Mitglied des Vorstandes aus dem Jahre 2003, wonach in der Fördergemeinschaft „Geld in Hülle und Fülle vorhanden“ sei (S. 160). Insbesondere spricht er von „Erbschaften“ und von „den Zuwendungen einiger Großfinanziers, die dafür auch die Richtung mitbestimmen“ (S. 160). Diese „Großfinanziers“ gibt es nicht, wohl aber die Spendenbeiträge unserer Bezieher. Im Jahre 2003 lagen drei – keineswegs reiche - Erbschaften vor, aber diese Quelle bildet ansonsten ein eher schmales „Rinnsal“. Dank der Großzügigkeit unserer Bezieher sind wir mit unserer Zeitschrift auch in schwierigen Zeiten bislang gut über die Runden gekommen, aber diese Spendenbereitschaft ist erst recht in der Zukunft notwendig, die sicher nicht einfacher wird. An dieser Stelle möchten wir auch den Spendern ganz herzlich danken, die nach unserer Trennung von Berger eine großzügige Weihnachtsspende überwiesen haben. Berger beschwert sich sodann über Mitglieder der Fördergemeinschaft, die ihn auf unzulässige Weise hätten beinflussen wollen: „Entgegen dem Versprechen voller redaktioneller Freiheit wurden regelmäßige Treffen mit den Mitgliedern der Fördergemeinschaft beim Veranstalter der Herrenabende in Düsseldorf angesetzt, bei denen besonders die genannten neuen Mitglieder ihre ‚beratende Tätigkeit’ energisch wahrnahmen“ (S. 165). Die von Berger erwähnten „Herrenabende“, an denen er dem Vernehmen nach zweimal teilnahm, waren keine Veranstaltungen der Fördergemeinschaft, sondern eine eigenständige, unregelmäßig und recht selten stattfindende sowie von „Theologisches“ unabhängige Initiative, die keineswegs „die Mitglieder“ unserer Institution umfaßte. Unzutreffend für „Theologisches“ ist die Behauptung, „die Zahl der Autoren“ (theologisch konservativer Organe) sei „künstlich erhöht“ worden, „indem diese unter mehreren Namen“ publizieren (S. 157). Im Gegensatz zu den Aussagen Bergers (S. 177), der sich hier auf unüberprüfte Gerüchte bezieht, zählt der emeritierte Erzbischof von Bamberg nach wie vor zu unseren Abonnenten.

Wurde Berger erpreßt?

Die massivste Unterstellung von Berger besteht darin, die Fördergemeinschaft habe von seinem der Lehre der Kirche nicht entsprechenden Lebenswandel gewußt, aber dieses Wissen dazu benutzt, ihn gefügig zu halten. Tatsache ist: Berger hatte 2007 auf einer problematischen Internetseite eine Stellungnahme abgegeben und den Vorwurf des „Vulgärtradionalismus“ gegen die mitunter nicht weniger fragwürdigen Beiträge einer anderen anonymen Internetseite gerichtet. Daraufhin wurde Berger von dem damaligen Vorstand zu einem Gespräch eingeladen (Juni 2007). (Ein weiteres Gespräch, mit zwei Mitgliedern des jetzigen Vorstandes, gab es erst am 11. Juni 2009). Berger wusste sich jedenfalls herauszureden und bekundete im Nachhinein sein Bedauern, für seine Kritik an der anonymen Internetseite einen unpassenden Publikationsort gewählt zu haben. Von Seiten des Vorstandes lag der Verdacht nahe, dass die „Vulgärtraditionalisten“, deren Methoden ganz sicherlich nicht dem oben beschriebenen Ideal Kardinal Newmans entsprechen, einen Fehler unseres Herausgebers instrumentalisiert hatten, um ihn in einer regelrechten „Schlammschlacht“ mit fragwürdigen Vorwürfen zu überziehen. Eine infame Lüge Bergers ist die Begründung für unsere Kritik an seiner Publikation auf der problematischen Homepage: „… auf keinen Fall dürfe ich auf solchen Seiten publizieren. Sonst müsse ich mich nicht wundern, wenn unappetitliche Dinge über mich an die Öffentlichkeit kämen“ (S. 239). Eine solche Erpressung von Seiten der Fördergemeinschaft hat es nicht gegeben. Dass Berger homosexuell war oder gar einen „Lebenspartner“ hatte, mit dem er das Schlafzimmer teilte, ist uns keineswegs „seit vielen Jahren“ (S. 280) bzw. vor seinem Outing überhaupt nicht klar gewesen. Berger erweckt den Eindruck, als sei er immer wieder zu Gesprächen einbestellt worden, um ihn unter Druck zu setzen (S. 239f), und spricht er von „Vorladungen“ (S. 253). Nach der von der anonymen Internetseite veranlaßten „Schlammschlacht“, die keine Beweise für ein moralisches Fehlverhalten Bergers erbringen konnte, gab es neben sporadischen Reaktionen einzelner Mitglieder nichts anderes als eine einzige Einladung zum Gespräch von Seiten des Vorstandes (11. Juni 2009). Dabei ging es um Bergers Unterstützung der „Petition Vaticanum II“, die in nicht akzeptabler Weise Kritik an Papst Benedikt XVI. übt, und um einen Lexikonartikel über den französischen Schriftsteller Roger Peyrefitte. Berger sorgte dafür, dass seine von dritter Seite bewerkstelligte Unterschrift unter die genannte Petition zurückgezogen wurde, und akzeptierte einen Beitrag der Fördergemeinschaft, der das Verhalten des Heiligen Vaters verteidigt (5). Bezüglich des erwähnten Lexikonartikels verstand er es geschickt, sich so herauszureden, dass die Vorwürfe relativiert wurden. Vor allem betonte er, mit der Lehre der Kirche über die Homosexualität übereinzustimmen. Er ließ durchaus erkennen, dass er bereit wäre, seine Position als Herausgeber an eine andere Person zu übergeben, aber angesichts seiner Beteuerungen der Glaubenstreue schien dies nicht sinnvoll. Es ist im übrigen schwierig, eine geeignete Person für die Aufgabe des Herausgebers zu finden: ein Bewandertsein in der akademischen Theologie, möglichst mit den entsprechenden universitären Qualifikationen, ist da ebenso vorauszusetzen wie die zeitliche Disponibilität für eine anspruchsvolle ehrenamtliche Aufgabe. Einen hauptamtlichen Redakteur bezahlen können wir nicht. Nach wie vor suchen wir nach einem ehrenamtlichen Herausgeber, denn die gegenwärtige Betreuung durch die Professoren Hauke und Stöhr ist als Übergangslösung gedacht. Trotzdem ist es nicht richtig zu behaupten, die Fördergemeinschaft habe Berger „jedes Mal inständig“ gebeten, „weiterzumachen, zuletzt noch einmal im Oktober 2009“ (S. 242): Berger stellte im Oktober, nach den (vermeintlichen) Klärungen des vorausgegangenen Gespräches im Juni, überraschend die Vertrauensfrage, die positiv beantwortet wurde. Es wäre ihm jederzeit freigestanden, von sich aus zurückzutreten, ohne mit negativen Folgen von Seiten der Fördergemeinschaft rechnen zu müssen. Ausgesprochen wunderlich ist die Begründung, warum er sich nicht von sich aus zurückgezogen hat: „Lange Zeit glaubte ich, so das Schlimmste verhindern zu können, nämlich die offensichtlich angestrebte Übernahme der Zeitschrift durch die hinter kreuz.net stehende Organisation …“ (S. 242). Es sollte uns sehr wundern, wenn Berger bei den Philosophen und Theologen der Fördergemeinschaft eine geistige Gleichförmigkeit mit einem Internetorgan ausgemacht haben sollte, deren anonymer Journalismus den Mindestvoraussetzungen einer respektvollen und fairen menschlichen Kommunikation vielfach ebenso wenig gerecht wird wie die Schmähschrift Bergers. Interessant wäre es außerdem zu erfahren, welche „Organisation“ denn nach der Meinung Bergers hinter dem anonym arbeitenden Internetportal steht.

Ausblick auf die Zukunft

Wenn man nicht von der These ausgehen will, eine interessierte Gruppe habe mit Berger ein kirchliches Milieu unterwandern wollen, um es gezielt zu verleumden, hinterläßt ein solcher Bruch im Leben ein Erschrecken. Hat ihm in seiner Jugend vielleicht jemand die fixe Idee in den Kopf gesetzt, er könne einen Lebensstil praktizieren, der nach den Lasterkatalogen des hl. Paulus vom Reich Gottes ausschließt(6), in der Meinung, die Lehre der Kirche könne sich zu einem solchen Punkt ändern? Ein doppelbödiger Lebensstil, der die Lüge zum Prinzip erhebt, ist freilich nicht auf Dauer durchzuhalten. Es gab zwei Möglichkeiten: die radikale Bekehrung mit dem Bemühen um Keuschheit (was eine Aufgabe der Schlafzimmergemeinschaft mit dem „Cousin“ bedeutet hätte) oder aber die Hinkehr zur „Welt“ im biblischen Sinne. David Berger hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden. Wir sollten für ihn beten, dass er sich von seinen Irrwegen abwendet und ein Leben führt, das der Würde eines katholischen Christen entspricht. Was die Zeitschrift „Theologisches“ betrifft, so haben wir uns gefreut über die Anregung einer Leserin, die uns Mut machte und meinte: die beste „Antwort auf Berger“ wäre ein Anstieg der Abonnentenzahl.

Anmerkungen:

(1) In dieser Schmähschrift wird noch deutlicher, was der Autor bereits einige Monate zuvor in einem Artikel der „Frankfurter Rundschau“ geäußert hatte: „Am 23. April erschien dort ein Gastbeitrag von mir, in dem ich mein Outing mit einer weitergehenden Kritik an einigen zentralen Denk- und Handlungsmustern der katholischen Kirche verband“ (S. 9). Darauf haben wir bereits reagiert: vgl. das Editorial und die Presseerklärung in Theologisches 40 (5-6/2010) 130-134.

(2) Vgl. Karlheinz Biller – Maria de Lourdes Stiegeler, Wörterbuch der Logotherapie und Existenzanalyse von Viktor E. Frankl, Wien u.a. 2008, 566.

(3) Dazu vergleiche man u.a. folgende Beiträge: die Stellungnahme von Gertrud Dörner (www.theologisches.net; der Text wird auch unten wiedergegeben); Felizitas Küble, „David Bergers ‚Enthüllungs’-Buch „Der heilige Schein’. Ein scheinheiliger Angriff auf Wahrheit, Fairness, Glaube und Sitte“, auf mehreren Internetseiten, u.a. http://www.news4press.com/ David-Bergers-Enthuellungs-Buch-Der-heilige-ScheinN_563946.html; Mathias von Gersdorff, „David Bergers Hetzschrift ‚Der heilige Schein’: Persönliche Ressentiments und zusammengegoogelte Halbwahrheiten“, in Kultur und Medien online. Mitteilungsblatt der Aktion Kinder in Gefahr, 29.11.2010, http://kultur-und-medien-online.blogspot.com/2010/11/david-bergers-hetzschrift-der-heilige.html.

(4) J. H. Newman, Vom Wesen der Universität, Mainz 1960, 206. (5) Fördergemeinschaft Theologisches, „Stellungnahme zur ‚Petition Vaticanum II’“: Theologisches 39 (7-8/2009) 242-244. (6) 1 Kor 6,9f; vgl. Röm 1,25-32; Gal 5,19-21.

 

Stellungnahme von Gertrud Dörner zu „Der heilige Schein“

Am 24. November 2010 erschien ein Buch des früheren Herausgebers von "Theologisches", David Berger, in dem sich auch Vorwürfe gegenüber unserer Fördergemeinschaft finden. Dazu haben wir inzwischen Stellung genommen (siehe oben). Ausserdem verweisen wir auf drei Beiträge aus unserer Leserschaft, die aufmerksam die Ereignisse verfolgt haben: eine kritische Besprechung von Gertrud Dörner (siehe den unten wiedergegebenen Text) sowie von Felizitas Küble (erreichbar auf der unten angegebenen Internetseite) und Inge Thürkauf.

Zu: „David Berger, Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“

Er ist zutiefst zu bemitleiden: der „schwule Theologe“ David Berger, der nach nunmehr rund zwei Jahrzehnten sein Doppelleben, konservativ-fromm und gleichzeitig schwul zu sein, aufgeben mußte und sich wohl einem erheblichen Selbstrechtfertigungsdruck ausgeliefert sieht.

Seit ich ihn kenne, ist er in „erz-konservativen“, also, richtig gesagt, im wesentlichen weitgehend papst-und lehramtstreu orientierten Kreisen nicht nur beheimatet, sondern auch anerkannt und gefördert worden.Und jetzt diskriminiert und desavouiert er genau diese Menschen.

Seit er sich als schwul anerkennt, sieht er nur noch Schwule um sich herum, besonders natürlich und primär unter den „erz-konservativen“ Klerikern, also der Richtung, der er selbst angehörte. Folgt man seiner Darstellung, gewinnt man den Eindruck, sämtliche Kleriker sind so, und wenn nicht direkt praktizierend schwul, dann doch zumindest latent. Psychologisch betrachtet, nennt man das „Projektion“, ein Begriff, der bei Berger immer wieder auftaucht, aber natürlich im Bezug auf alle anderen, denen er genau dies als Verdrängungsmechanismus unterstellt . Übrigens eine in „Psycho-Kreisen“ bewährte Methode, Kritik von vornherein unmöglich zu machen.

Nun, welche Beweise für seine Behauptungen liefert Berger? Die Antwort ist einfach: keine! Sein gesamter Text besteht aus unbelegten und bestenfalls als subjektive „Erfahrungen“ einzuordnenden Meinungen und Tatsachenbehauptungen, dazu immer wieder „Erzählungen“ aus seinen Gesprächen mit Klerikern bis in die höchsten römischen Kreise, denen er raten und helfen darf.

Außer ein paar offiziellen Zeitungstexten und Verlautbarungen fehlen Fußnoten, aber auch mögliche Hinweise im Text. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Verbreitung homoerotischer, aber auch heterosexueller Verhaltensweisen im Klerus fehlen völlig. Wunnibald Müller als Gewährsmann reicht da nicht. Für einen Wissenschaftler, der Berger ja sein will, ist dies ein mehr als beschämender Tatbestand. Glaubwürdigkeit kann eine solche Vorgehensweise nicht für sich beanspruchen. Gleichzeitig scheint dieses „Werk“ ein Rachefeldzug zu sein, vielleicht nicht einmal nur im eigenen Namen, wenn man die Themenverteilung und die von Berger Gelobten betrachtet. So verlangt Berger z.B. etwa die Entfernung Prof. Haukes aus dessen Ämtern, weil er ein Anti-Feminist und ein Gegner des Frauenpriestertums ist. Daß beides bei Hauke auf exakten wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen beruht und in seiner Argumentation im einzelnen nachvollziehbar ist, stört Berger dabei nicht im geringsten. Hierbei ist die Tatsache, daß Prof. Hauke Berger in vielerlei Hinsicht wissenschaftlich unterstützt und gefördert hat, nicht einmal berücksichtigt. Hier schlägt Berger auch die Hand, die ihm Gutes getan hat.

Vieles ließe sich noch zu diesem Schriftstück sagen, etwa daß Berger durchgehend von homosexueller Veranlagung spricht, also ein „Schwulen-Gen“ annimmt, das nach den Gesetzen der Vererbung kaum eine weitere Generation überstehen dürfte, denn wo sind die „Schwulen-Kinder“?

Wer sich über das Psychogramm eines in seinem Gewissen und seiner gespaltenen Person zutiefst Leidenden informieren und es psychologisch analysieren will, der kann getrost zu diesem Buch greifen. Was er aber dort nicht finden wird, sind exakte und überprüfbare Informationen über die katholische Kirche in allen ihren Kreisen, speziell aber über klerikale Verhältnisse. Hier schwimmt Berger nur mit auf der anti-katholischen Welle.

Wenn man noch einen Beweis brauchte, daß – wie das Alte und das Neue Testament klar sagen – Homoerotik objektiv ein Verstoß gegen Gottes Willen und Gebot ist und bei den Betroffenen letztendlich zu hohem Leidensdruck führt, der hat ihn mit diesem „Machwerk“ Bergers in der Hand.

Gertrud Dörner

Felizitas Küble hat eine noch ausführlichere Besprechung verfasst:

http://www.news4press.com/David-Bergers-Enthuellungs-Buch-Der-heilige-ScheinN_563946.html

 

Stellungnahme von Inge M. Thürkauf zu „Der heilige Schein“

Das sogenannte "Enthüllungs"-Buch des David Berger von Inge M. Thürkauf

Unter großem medialem Interesse erschien im Ullstein-Verlag letzten November - laut Ankündigung im Klappentext - ein „sehr persönliches Buch“ des katholischen Theologen, Dr. David Berger, mit dem Titel „Der heilige Schein“. Durch seine zahlreichen Publikationen zu Thomas von Aquin hat Berger in der Fachwelt einen respektablen Bekanntheitsgrad, der ihm u. a. dazu verhalf, sich in der renommierten polnischen Universität Lublin zu habilitieren. Auch wurde er in Anerkennung für seine „Verdienste um die Fruchtbarmachung der Lehre des Thomas von Aquin in traditionell katholischen Kreisen“ in den illustren Kreis des Ritterordens von Jasna Gora aufgenommen. Er war korrespondierender Professor der „Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas“, Vizepräsident der „Deutschen Thomas-Gesellschaft“, Herausgeber des Internationalen Thomistischen Jahrbuchs „Doctor Angelicus“ und der in traditionellen Kreisen geschätzten Zeitschrift „Theologisches“. Auf diesem intellektuell hochdotierten Hintergrund konnte man durchaus annehmen, daß auch ein „persönliches“ Buch des namhaften Thomisten das geistige Niveau seiner bisherigen wissenschaftlichen Publikationen hochhält. Kaum jemand hätte eine Lektüre erwartet, die sich in Sprache und Inhalt an den Niederungen der Boulevard-Medien orientieren würde. Auf den beinahe 300 Seiten seines neuen Opus stellt Berger nicht nur seine homosexuelle Lebensweise verteidigend ins Rampenlicht, sondern sieht vor allem die Notwendigkeit, „das perfide Unterdrückungssystem scheinheiliger Kirchenoberen“ und „die heuchlerische, bigotte Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität“ zu entlarven. Für die in den letzten Monaten durch die Mißbrauchskandale gegen die katholische Kirche aufgeheizte Leserschaft ein willkommenes Unterhaltungsprogramm.

Die Behauptung Bergers, die Scheinheiligkeit der Kirche im Hinblick auf Homosexualität hätte ihn dazu bewogen, „als Herausgeber und Chefredakteur der konservativen Zeitschrift ‚Theologisches’ zurückzutreten“, kann nur als einen Vorwand betrachtet werden, der Entlassung aus diesen ehrenamtlichen Diensten durch den Vorsitzenden der „Fördergemeinschaft Theologisches“, Prof. Dr. Manfred Hauke, zuvorzukommen, denn Professor Hauke konnte an Hand von Facebook nachweisen, daß Berger Beziehungen zum „homosexuellen Milieu“ unterhält. Nach anfänglicher Leugnung dieses Sachverhalts trat Berger die Flucht nach vorne an und bekannte sich im April 2010 in der „Frankfurter Rundschau“ mit dem Artikel „Ich darf nicht länger schweigen“ zu seiner Homosexualität. Im November 2010 erschien dann sein Buch „Der heilige Schein“, gewissermaßen als ein „Schwarzbuch der katholischen Kirche“, in dem er seine Anschuldigungen gegen die Kirche wiederholt und sie im Stil einer Apologie seiner eigenen homosexuellen Befindlichkeit mit bisweilen anstößigen Details von Begegnungen bekannter, ihm wohlgesonnener Persönlichkeiten des traditionellen Lagers unter Nennung ihrer Namen ausschmückt – nicht unbedingt die Art des feinen Mannes von „vornehmer Intellektualität“. Die Anklage Bergers konzentriert sich auf die „hierarchisch strukturierte, absolutistisch regierte Kirche“ und dabei im besonderen auf die tridentinische Liturgie, „die das Heilige in einer Überbetonung des Ästhetischen zu finden sucht“, von dem sich, wie er behauptet, gerade homosexuelle Männer – Priester wie Laien - magisch angezogen fühlen. Ehemals im konservativ-katholischen Raum beheimatet, stellt er heute die lateinische Liturgie als „Produkt homosexueller Sublimierung“ dar, derer sich gerade homosexuelle Priester bedienen, die ihre Sexualität aufgrund des Zölibats nicht wagen auszuleben. Was ihn einst so faszinierend anzog, „die lateinische, tridentinische Liturgie“, überzieht er nun mit Bezeichnungen wie „religiöse Märchenwelt“ und „Parfüm- und Operettentraditionalismus“. David Berger dürfte es nicht unbekannt sein, daß seit der Freigabe der alten Messe durch das Motu propio „Summorum Pontificum“, zunehmend vor allem junge Priester und Gläubige jeden Alters sich für diese Form der Liturgie beginnen zu interessieren. Soll ihnen nun suggeriert werden, es sei in den meisten Fällen eine homosexuelle Neigung, die sie die Nähe der Tradition suchen läßt, da es ihnen lediglich um die Ästhetik dieser „disneyhaften Kulisse tridentinischer Subkultur“ gehe? Es ist offensichtlich, daß hier eine Verknüpfung geschaffen werden soll, zwischen der seit Jahrhunderten gefeierten römisch-katholischen Messe und der Homosexualität. Berger geht sogar so weit, einen Zusammenhang „zwischen Homosexualität und der Vorliebe für den Thomismus“ herzustellen, denn „die Art, wie der Aquinate denke“, komme „vielen homosexuellen Thomisten persönlich zustatten“. Dadurch würde das Doppelleben mancher homosexuellen Theologen „gewissermaßen eine mit höchsten Weihen ausgestattete programmatische Verankerung“ finden. Die im Sprachduktus des Alten Testaments als „die Sünde Sodoms“ charakterisierte Homosexualität (sie wird heute ganz zwanglos mit dem einst als „obszön“ genannten Begriff „schwul“ umschrieben), wird von Berger als eine „typisch mittelalterliche“ Denkweise des Aquinaten bezeichnet und als nachrangig-zeitbedingt eingeordnet. Im Hinblick darauf wäre es „einsichtig, daß man denkerisch durchaus Thomist und zugleich schwul sein könne.“ Augenscheinlich hat Berger im Eifer der Verteidigung seiner Lebensführung übersehen, daß sich Thomas in seinem Werk an die Aussagen der Bibel gehalten hat, und diese sind – gerade in diesem Aspekt - weder nachrangig noch zeitbedingt, auch wenn die heutige Exegese noch so vehement die praktizierte Homosexualität als eine in der westlichen Welt anerkannte Lebensform verteidigt. Denkt der Thomist Berger daran, daß auch seine Haltung zur Geschlechtlichkeit einmal als „zeitbedingt“ angesehen werden könnte? Die Orientierung an der ewigen Wahrheit der Lehre der Kirche schützt vor den Verirrungen des Zeitgeistes, denn Christen sind, wie in der frühesten Kirchenordnung der Christenheit, der Didache, zu lesen ist, „einfach anders, sie tun nicht, was ‚man’ so tut.“ Die maßgebenden Texte im Alten Testament für die Beurteilung der Homosexualität stehen bei Lev 18, 22 und Lev 20, 13, und eine der diesbezüglich wichtigsten Aussagen im Neuen Testament finden wir im Römerbrief. Der hl. Paulus beschreibt dort Menschen, die, obwohl sie von Gott wußten und ihn erkannt hatten, sich von IHM abgewandt haben. Gott hat sie daraufhin sich selbst überlassen. Bei Paulus ist homosexuelles Verhalten nicht Ursache, sondern Folge und Ausdruck der Apostasie vom Dreifaltigen Gott. In den angeführten Texten wird die homosexuelle Praxis als mit dem Willen Gottes nicht vereinbar bezeichnet. Paulus beschreibt sie eindeutig als Verirrung und Täuschung, als Verlust der Wahrheit. Auch der „Katechismus der Katholischen Kirche“ stützt sich auf die Heilige Schrift und spricht unter Punkt 2357 von der Homosexualität als einer „schlimme Abirrung“. Homosexuelle Handlungen sind in sich nicht in Ordnung … und „in keinem Fall zu billigen.“ Bei Punkt 2359 wird deutlich darauf hingewiesen, daß homosexuelle Menschen zur Keuschheit gerufen sind. „Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich … durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.“ Die Aussagen der Bibel und des Katechismus wollen auch in Bezug auf Menschen mit homosexueller Neigung nichts anderes zum Ausdruck bringen, als das, was Augustinus in unmißverständlicher Klarheit schrieb: Liebe den Sünder, aber hasse die Sünde. Beim Lesen dieses „Insiderberichts“ überkommt einen ein großes Erbarmen mit diesem zweifellos intelligenten und begabten Theologen, der seine eigenen Probleme in - gelinde gesagt - unwürdiger Weise versucht auf andere zu projizieren. Seine Behauptung, die Kirche nütze die sexuellen Verfehlungen der Priester als Instrument der subtilen Erpressung und Machtausübung aus, um die Sünder zu Gehorsamsleistungen gefügig zu machen – „bis hin zur Selbstaufgabe“, wirft die Frage auf, wer ihn zu einer solch bedauerlichen Verteidigung- und Anklageschrift überredet haben mag, um ihn selbst „gefügig zu machen“? Im Vorwort seines Buches unternimmt Berger eine Gewissenerforschung und stellt fest, daß es im Leben Augenblicke gebe, da einem „schlagartig bewußt“ wird, daß etwas ganz entschieden falsch gelaufen ist. Es ist zu hoffen, daß es ihm in nicht zu ferner Zeit erneut „schlagartig bewußt“ werden möge, daß in seiner gegenwärtigen Lebensführung etwas ganz entschieden falsch gelaufen ist.